Dataskop: Was zeigt uns der YouTube-Algorithmus zur Bundestagswahl? Jetzt Daten spenden!

Welche Videos empfiehlt der YouTube-Algorithmus verschiedenen Nutzer·innen zur Bundestagswahl? Das untersucht AlgorithmWatch in einem Forschungsverbund mithilfe der neuen Datenspende-Plattform „DataSkop“. Sechs Wochen lang, vom 15. Juli bis zum 25. August 2021, können YouTube-Nutzer·innen ihre Daten spenden und selbst Einblicke in den Algorithmus gewinnen. Die Erkenntnisse werden noch vor der Wahl im September veröffentlicht.

Der Einfluss von Social Media-Plattformen wie Facebook, Twitter oder YouTube auf politische Debatten und Wahlkämpfe ist spätestens seit der US-Wahl 2016 ein viel diskutiertes Phänomen. Die verzerrenden Auswirkungen und potentiellen Gefahren für demokratische Prozesse sind jedoch noch zu wenig erforscht. Die automatisierten Entscheidungssysteme, die bestimmen, was Nutzer·innen sehen, sind vollkommen intransparent und Social Media-Unternehmen gewähren kaum Zugang für Forschende. Damit setzt sich AlgorithmWatch nicht nur im Projekt Governing Plattforms auseinander: Unser neues Projekt DataSkop, das in einem Forschungsverband mit Universitäten und Medienpädagog·innen entwickelt wurde, analysiert mittels Datenspenden von Nutzer·innen das Empfehlungs-System der Video-Plattform YouTube während des Bundestagswahlkampfs.

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Konkret geht es darum, welche Auswahl an Nachrichtenquellen YouTube durch sein Empfehlungssystem zusammenstellt. Werden User überhaupt bei journalistischen Videos gehalten und wenn nicht: Wohin führen die Empfehlungen? Dafür wurden eine Reihe von Videos und Suchanfragen zur Bundestagswahl 2021 zusammengestellt, welche die Themenfelder der Wahl repräsentieren, wie sie aus Wahlprogrammen, journalistischen Quellen und Social Media entnommen wurden. Dazu gehören unter anderem Suchbegriffe wie „Laschet“ und „Baerbock“, sowie Videos wie Rezos „Zerstörung der CDU“.

In erster Linie soll die Rolle von Personalisierung im Vorschlagverfahren (recommendations) von YouTube gründlicher erforscht werden. Durch die Informationen von Nutzer·innen darüber, welche Videos sie bisher gesehen haben und welchen Kanälen sie folgen, können die Forscher·innen Rückschlüsse ziehen, welche Faktoren YouTube für die Personalisierung von Empfehlungen und Suchergebnisse berücksichtigt. Die „echten“ Nutzungsdaten ermöglichen auf einzigartige Weise, YouTubes Empfehlungssystem unter realen Voraussetzungen zu untersuchen. Je mehr Menschen Datenspenden, umso mehr Ergebnisse können miteinander verglichen werden.

Nach der Verknüfpfung mit dem Youtube-Konto, liest die Software aus, welche Youtube-Kanäle die·der Nutzer·in abonniert hat, und erfasst die letzten 50 Videos, die angesehen wurden. Das Dashboard zeigt Nutzer·innen danach zunächst eine Auswertung ihrer Sehgewohnheiten an und lässt sie dann drei Experimente durchführen. Es werden automatisiert einige Videos und Suchbegriffe aufgerufen und die dazugehörigen empfohlenen Videos angezeigt. Nutzer·innen können vergleichen, welche Inhalte ihnen persönlich empfohlen werden, wenn sie in ihrem Profil eingeloggt sind, und welche in der “Auto Play” - Rubrik landen würden, wenn sie nicht bei Youtube angemeldet wären. So sollen Muster erkannt werden, die Forscher·innen verstehen lassen, welche Rolle bisherige persönliche Sehgewohnheiten für den Empfehlungs-Algorithmus spielen.

Je mehr Menschen sich mit Datenspenden beteiligen, desto besser lassen sich sie Analysen erhärten oder ausweiten. Es gibt daher auch keine Daten von Profilen, die für diese Forschung irrelevant oder verzichtbar wären. Die Ergebnisse sollen schließlich auch dazu beitragen, dass Nutzer·innen sich bewusst und informiert auf YouTube zu bewegen.

Nutzer·innen sehen ihre Daten, bevor sie sie spenden

Erst nachdem die Nutzer·innen die verschiedenen Visualisierungs-Experimente durchgeführt haben, können sie sich entscheiden ihre Daten an Journalist·innen und Forschungsprojekte spenden. Bis dahin bleiben die Daten nur auf dem eigenen Rechner gespeichert. Durch ein eigenes Konto auf Dataskop behalten sie die Kontrolle über ihre Daten und können sie auch jederzeit wieder löschen. Nutzer·innen können sich entscheiden, die gespendeten Daten auch noch für spätere Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen. Nach dem Prinzip von Data Trusts verwaltet DataSkop die Daten und ermöglicht somit, sie noch nachnutzbar zu machen. Die Daten werden jedoch nie für kommerzielle Zwecke verwendet, sondern nur für Forschung und Journalismus.

Wir sind sehr dankbar für jedes geschenkte Vertrauen in Form einer Datenspende. Erste Erkenntnisse aus den Daten sollen noch vor der Bundestagswahl Ende September 2021 veröffentlicht werden.

Die Plattform wird ab 2022 anderen Forschungseinrichtungen, NGOs und Redaktionen für weitere Datenspendeprojekte zur Verfügung stehen. Haben Sie Interesse, DataSkop für ein Datenspende-Projekt zu nutzen? Dann kontaktieren Sie uns unter: info@dataskop.net

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