
Umfrage: Ressourcenverbrauch von Rechenzentren
Mehrheit besorgt über Energie- und Wasserverbrauch von Rechenzentren
Die Mehrheit der Menschen macht sich Sorgen über den Energie- und Wasserverbrauch von Rechenzentren, die unter anderem für Entwicklung und Betrieb von Künstlicher Intelligenz benötigt werden. Das zeigt eine repräsentative Umfrage in mehreren europäischen Ländern, an der auch AlgorithmWatch beteiligt war.

In Deutschland sind mehr als die Hälfte der Befragten besorgt, dass der Wasserverbrauch von Rechenzentren ihre Wasserversorgung oder die umliegenden Ökosysteme beeinträchtigen könnte. Mehr als vier von zehn Befragten gehen außerdem davon aus, dass Rechenzentren in Zukunft einen großen Anteil am deutschen Stromverbrauch haben werden. Dass dies bereits jetzt der Fall ist, denken drei von zehn Befragten.
Eine große Mehrheit der Befragten ist für eine stärkere Regulierung und für mehr Transparenz von Rechenzentren. Zwei Drittel stimmen der Aussage zu, dass Rechenzentren nur gebaut werden dürfen, wenn dafür entsprechend zusätzliche Kapazitäten erneuerbarer Energien geschaffen werden. Mehr als drei Viertel fordern, dass Betreiber von Rechenzentren ihren Energieverbrauch, ihre Energiequellen und ihre Umweltauswirkungen offenlegen.
Sorgen absolut berechtigt
Dr. Julian Bothe, Senior Policy Manager für KI und Klimaschutz, ordnet diese Ergebnisse ein:
”Die Umfrage zeigt, dass die Mehrzahl der Menschen sich Gedanken über den Strom- und Wasserverbrauch von Rechenzentren und KI-Anwendungen machen – nicht nur Politiker*innen und Fachleute. Die Sorgen sind mehr als berechtigt, wenn man auf die Zahlen blickt.”
Die Umfrageergebnisse passen auch zu den aktuellen Entwicklungen bei Rechenzentren und deren Energieverbrauch:
- Schon jetzt benötigen deutsche Rechenzentren laut Schätzungen der Bundesregierung 20 TWh, gemäß anderen Zahlen sogar 26 TWh Energie pro Jahr – mehr als 4 % des deutschen Stromverbrauchs und mehr als das 1,6fache des Stromkonsums von Berlin. In Frankfurt gehen laut Schätzungen sogar bereits rund 40 % des lokalen Stromverbrauchs auf das Konto der Rechenzentren.
- Die Bundesnetzagentur geht mittlerweile von einem Stromverbrauch von Rechenzentren von 78 TWh bis 116 TWh im Jahr 2037 aus – bis zu 10 % des deutschen Stromverbrauchs im Jahr 2037. Die Bundesnetzagentur überwacht die Planungen für das deutsche Stromsystem und hatte erst vor kurzem die Schätzungen stark nach oben korrigiert. Der Grund für den Anstieg ist der Boom von auf Künstliche Intelligenz spezialisierten Rechenfabriken.
- Auch die Prognosen der Bundesnetzagentur (BNetzA) berücksichtigen allerdings nur Rechenzentren, die bereits zumindest in Ansätzen geplant sind. Weitere Entwicklungen und Ideen, beispielsweise das Bemühen der Bundesregierung, eine sogenannte “KI-Gigafactory” in Deutschland anzusiedeln, sind in den Schätzungen noch nicht enthalten. Der tatsächliche weitere Strombedarf von Rechenzentren könnte die Schätzungen der BNetzA daher sogar noch übertreffen.
Neue Rechenzentren nur mit zusätzlichen Erneuerbaren
Für AlgorithmWatch sind mit Blick auf den Bau von Rechenzentren daher folgende Punkte zentral:
- Jedes neue Rechenzentrum sollte seinen Energiebedarf ausschließlich mit zusätzlicher erneuerbarer Energie decken. Diese muss lokal erzeugt werden, Verbrauch und Erzeugung aufeinander abgestimmt sein.
- Nur, wenn tatsächlich erneuerbare Energie verfügbar ist und das Stromnetz es verkraften kann, dürfen Rechenzentren gebaut werden. Sonst laufen am Ende doch wieder fossile Kraftwerke.
- Offenlegungspflichten und Transparenz: Angaben zu Energie- und Wasserverbrauch und ihrer Herkunft sowie zum CO₂-Fußabdruck von Rechenzentren sollten öffentlich verfügbar und unabhängig überprüfbar sein, sowohl als Prognosen zum Zeitpunkt der Planung als
auch anhand tatsächlicher Werte im Betrieb.
Dr. Julian Bothe:
“Unsere Gesellschaft täte gut daran, den Bau von Rechenzentren planvoll und nachhaltig zu gestalten, statt einfach nur so viele KI-Fabriken wie möglich in die Landschaft zu stellen. Dazu gehört natürlich auch immer die Frage: Wie viele solcher Rechenzentren brauchen wir eigentlich? Welche der neuerdings überall eingebauten KI-Anwendungen haben einen gesellschaftlichen Nutzen und welche nicht? Neue Rechenzentren benötigen zwingend auch zusätzliche erneuerbare Energie – sonst wird der KI-Hype unweigerlich zum Klimakiller. Hier entsteht gerade ein zusätzlicher Strombedarf und folglich sind auch zusätzliche Kapazitäten nötig. Es bringt überhaupt nichts, wenn ein neues Rechenzentrum sich einen grünen Sticker an die Fassade klebt, weil es mit erneuerbaren Energien betrieben wird, wenn dann für das Unternehmen nebenan doch wieder ein Kohle- oder Gaskraftwerk anspringen muss.”
AlgorithmWatch war Partner für die Umfrage in Deutschland, AlgorithmWatch CH Partner für die Durchführung in der Schweiz. International koordiniert wurde die Umfrage von Beyond Fossil Fuels, einer europäischen Klimaschutzallianz. Die Umfrage wurde von Savanta.com durchgeführt.
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