OpenSCHUFA – warum wir diese Kampagne machen
Die SCHUFA ist eins der bekanntesten, einflussreichsten und umstrittensten Unternehmen Deutschlands. Das liegt daran, dass das Ergebnis ihrer Analysen – der so genannte SCHUFA-Score – darüber mitentscheidet, wer einen Kredit, eine Mietwohnung, einen Handy-Vertrag und vieles andere bekommt. Doch darüber, wie die SCHUFA arbeitet, wissen wir viel zu wenig. Daher haben wir heute – zusammen mit der Open Knowledge Foundation Deutschland – OpenSCHUFA gestartet.
Die SCHUFA ist immer wieder Objekt kritischer Berichterstattung. Niemand hat jedoch bisher versucht herauszufinden, welche systematischen Fehler den Verfahren der SCHUFA zugrunde liegen und welche Verantwortung sie dafür übernehmen muss.
Es gibt viele Indizien dafür, dass die SCHUFA
- schlechte Daten verwendet – etwa unvollständige Informationen darüber, wer seinen Kredit mittlerweile abbezahlt oder eine Pfändung abgewendet hat;
- mit ihren Verfahren dafür sorgt, dass mehrere hunderttausend Menschen falsche Negativmerkmale haben, die dazu führen, dass ihre Kreditwürdigkeit im Keller ist;
Zudem gibt die SCHUFA keine angemessene Auskunft über die Informationen, die ihr vorliegen, so dass es für Betroffene kaum möglich ist, die Daten zu korrigieren.
Mit OpenSCHUFA wollen wir erreichen, dass wir uns nicht mehr nur auf Einzelfälle berufen müssen, sondern eine Datenlage schaffen, die es erlaubt, diese Annahmen zu bestätigen – oder auch zu entkräften.
Machen Sie mit! Es kostet nicht viel.
Dafür brauchen wir einige Tausend SCHUFA-Auskünfte (plus einige freiwillige demografische Angaben) und 50.000 Euro, die es ermöglichen, die Daten einzusammeln und auszuwerten. Dabei sein können Sie mit 5 Euro (natürlich gern auch mehr) und/oder Ihren Daten. Genaue Infos dazu, wie Sie Geld und Daten spenden können, gibt’s auf der Kampagnenseite www.openschufa.de.
Das Projekt ist für uns bei AlgorithmWatch ein Versuch in mehrfacher Hinsicht:
- Der Einsatz und die Folgen automatisierter Verfahren und Algorithmen im Alltag sind keine Digital-, Technik- oder „Netzthemen“. Es geht hier um Gerechtigkeit, Teilhabemöglichkeiten und das Gemeinwohl. Wir wollen die (sozial)politische Dimension solcher Verfahren deutlich machen. Wir müssen nicht nur Unternehmen wie Google oder Facebook kritisch betrachten. Die SCHUFA – samt ihrer Vorgänger – gibt es seit beinahe einhundert Jahren; seit Jahrzehnten beeinflusst die SCHUFA das Leben fast aller erwachsenen Menschen in Deutschland.
- Das Vorhaben per Crowdfunding zu finanzieren, soll uns dabei helfen herauszufinden, ob Spenden Teil unseres Finanzierungskonzepts sein können. Diese Form der Finanzierung würde für ein großes Maß an Unabhängigkeit sorgen.
- Wir wollen besser verstehen, ob die Methode der Datenspende der richtige Weg ist, für Algorithmic Accountability (Rechenschaft für Rechenverfahren) zu sorgen. Inwieweit können wir auf diese Weise Algorithmen ergründen oder sogar Reverse Engineering betreiben?
- Recherchen und Analysen wie diese sind nicht möglich ohne Software und die Analyse großer Datenmengen. Es ist nicht sinnvoll, jedes Projekt wieder bei Null zu beginnen. Wir wollen daher die Entwicklung von wiederverwendbarer Open-Source-Software vorantreiben. So soll OpenSCHUFA auch helfen, besser zu verstehen, ob eine universelle Datenspende-Plattform sinnvoll sein könnte und wie die gestaltet sein müsste.
Helfen Sie uns, weitere Datenspender zu finden!
Knapp 10 Prozent der 70 Millionen Menschen, die laut Angaben der SCHUFA ein Profil haben, haben ein oder mehrere Negativmerkmal(e). Mit unserer Kampagne werden wir nicht unbedingt diese fast 7 Millionen Menschen unmittelbar erreichen. Deswegen freuen wir uns über ihre Unterstützung und Kontaktvermittlung: Sei es zu Menschen, die durch ihren SCHUFA-Score Probleme bekommen haben, zu Mieterschutzberatungen oder Sozialverbänden.
Ebenfalls halten wir Kooperationen mit Regional- und Lokalredaktionen für sinnvoll, die mit uns zusammenarbeiten möchten, um die Menschen in ihrem Verbreitungsgebiet auf OpenSCHUFA aufmerksam zu machen. Bitte treten Sie mit uns per E-mail in Kontakt: info-at-openschufa.de!
Bleiben Sie dran!
Der Fortschritt der Kampagne lässt sich unter twitter.com/openschufa und facebook.com/openschufa verfolgen - der Hasthag lautet #openschufa. Die zentrale Website ist www.openschufa.de, über die derzeit die Crowdfunding-Kampagne zu finden ist, die bis zum 15. März 2018 läuft. Via selbstauskunft.net/schufa kann kostenfrei eine SCHUFA-Auskunft beantragt werden.
Medienpartner ist Spiegel Online: In den kommenden Wochen und Monaten werden dort Beiträge zu OpenSCHUFA, den Hintergründen und den Erkenntnissen veröffentlicht werden.